Am naechsten Tag verliessen wir bereits um 5:30 Te Anau und fuhren Richtung Queenstown. Wie manche vielleicht wissen, ist Neuseeland nicht nur wegen seiner atemberaubenden Landschaft beruehmt, sondern auch fuer seine adrenalinlastigen Extremsportarten. Es heisst ja, dass die Maoris das Bungy-Jumpen erfunden haben. Ausserdem ist ein Neuseelaender namens AJ Hacket als erster vom Eifelturm gesprungen und hat danach in Queenstown die erste kommerzielle Bungy Jumping Site eroeffnet. Queenstown bildet in diesem Umfeld den Dreh- und Angelpunkt fuer alle Extremsportarten. Manchmal erinnert die Szenerie an den Film Apocalypse Now. Jetboote fahren wild durch die Gegend, Sightseeing Hubschrauber starten, Skydiver springen vom Himmel und andere springen von Bruecken, Seilbahnen und sonstigen Hoehen. Queenstown gehoert zu Neuseeland, wie alles andere und daher entschlossen wir uns auch, einen Tag diesen Freuden (die viel Ueberwindung und ebensoviel Geld kosten) hinzugeben. 3 Trips standen am Programm. Um 8:15 startete auch gleich der erste waghalsige, naemlich der Canyon Swing. Wie der Name schon andeutet, schwingt man ueber einen Canyon (Tarzan haette seine Freude). Der Canyon Swing ist eine Abwandlung vom Bungy Jump: Man springt von 109 Meter Hoehe, faellt 60 Meter im freien Fall und danach wird man vom Seil abgefangen und geht in eine Schwingbewegung ueber. Das Besondere ist, dass man sich - anders als beim Bungy - die Absprungmethode selbst aussuchen kann. Das reicht von Fernausloesung (fuer alle die sich nicht springen trauen) bis hin zu Rueckwaertssalto, Vorwaertssalto oder sogar mit dem Stuhl nach hinten kippen und fallen.
Zuerst sprang Georg. Er bevorzugte den Sprung nach vorne mit viel Anlauf.
Uemit waehlte eine besondere Methode, genannt Indian Rope. Hierbei wird man an einer horizontalen Stange haengend ueber den Canyon geschwenkt und muss sich dann mit eigener Kraft an einem Seil halten: man kann dann selbst entscheiden, wann man loslaesst und in die Tiefe stuerzt.
Nach den Spruengen gings zurueck ins Tal und zu den Shotover Jetbooten. Diese - mit einem speziellen Jet-Motor gesteuerten - Boote koennen in 10 cm tiefem Wasser fahren und bestechen durch unglaubliche Manoevrierfaehigkeit und Geschwindigkeit. Sie koennen 360 Grad Spins durchfuehen und knapp an Felsen vorbeiflitzen.
Auf jeden Fall ein Heidenspass, obowhl eher ein Familientrip fuer wahre Adrenalin-Junkies.
Nach einem kurzen Mittagessen ging es dann zum letzten und gleichzeitig besten Trip, dem Mad Dog Body Rafting.
Dieses dauerte auch einen ganzen Nachmittag. Wir wurden mit einem Styroporbrett (Bodyboard), Neoprenanzug, Helm und Schwimmweste ausgestattet.
Man erhielt dann einige Anweisungen, wie man mavoevriert und dann ging es auch schon los.
Wir surften entlang eines wilden Flusses mit einigen 2er, 3er und 4er Stromschnellen (wieder nach der Raftingskala, die eine Stromschnelle - entsprechend ihrer Schwierigkeit - in einen von 6 Graden einteilt). Die 45 Minuten im Wasser haben unglaublich viel Spass gemacht und waren auch koerperlich fordernd. Fotos:
Nach den Stromschnellen wurden wir auch von einem Jet-Ski gezogen, was deutlich lustiger und schneller war, als das Jetboot. Danach durften wir noch eine Rutsche runter rutschen und an einem Seil herumschwingen und ins Wasser springen.
Alles in allem war dieser Ausflug sehr unterhaltsam und fuellte den gesamten Nachmittag aus.
Am 9ten Tag der Neuseeland-Reise, kehrten wir der Adventure-Stadt Queenstown den Ruecken zu und fuhren entlang der Westkueste und der Alpen Richtung der noerdlich gelegenen Gletscher. Zuvor besuchten wir aber die alte Goldgraeber Stadt Arrowtown. Diese zeichnete sich durch die 60 restaurierten Gebaeude aus dieser Zeit und einem Nachbau einer chinesischen Community aus.
Anscheinend waren viele Chinesen waehrend des Goldrausches in Neuseeland taetig. Sie holten aus dem bereits durchsuchten Geroell der anderen noch das feinste Gold heraus.
Am Anfang waren sie willkommen, spaeter wurden sie Opfer rassistischer Vorurteile und staatlicher Diskriminierung. Der weitere Weg fuehrte uns ueber den Haast Pass, welcher nach einem oesterreichischen Bergsteiger, der diesen zum ersten Mal ueberquerte, benannt wurde.
Ziel unserer Reise war der Franz Josef Gletscher, dessen Name ebenfalls auf dessen Entdecker, Haast zurueckgeht. Die Strecke ist sehr idyllisch und zeichnet sich durch wechselnde Vegetation aus.
Nach der Ueberquerung des Haast Pass, westlich der Suedlichen Alpen, fuhr man durch regelrechte Urwaelder. Die feuchtwarme Luft aus Australien regnet sich an den hohen Alpen ab, was zu durchschnittlichen Niederschlagswerten von 8 Meter pro Jahr fuehrt. Nach ca. 5 Stunden kamen wir endlich in der Stadt Franz Josef am Fusse des gleichnamigen Gletschers an. Die Quartiersuche war etwas schwierig, da die Stadt aufgrund der vielen Touristen aus allen Naehten zu platzen drohte. Das zeichnete sich bereits auf der Strecke ab. An einem schoenen und kleinen Lookout, hielten ploetzlich 3 grosse Reisebusse an, sodass unser Auto eingeparkt war und wir warten mussten bis alle Passagiere ihr Standardfoto gemacht hatten und die Busse wieder abfahren konnten. Nach dem Abendessen gingen wir an jenem Tag etwas frueher schlafen, da wir das Schlafdefizit der letzten Tage aufholen mussten und am naechsten Tag einiges am Programm stand. Den naechsten Morgen starteten wir mit einem deftigen Fruehstueck (Eierspeise) und danach meldeten wir uns bei unseren Guides fuer das Ice Climbing am Franz Josef Gletscher. Nachdem wir alles notwendige eingepackt hatten, ging es zum Fusse des Gletschers.
Das Besondere an dem Gletscher ist, dass er sich - im Gegensatz zu vielen anderen Gletschern - in einer Phase der Expansion befindet und zum anderen inmitten eines Regenwaldes liegt.
Kurz bevor wir aufs Eis gelangten, montierten wir unsere Steigeisen an den Schuhen.
Danach ging es erstmals ueber von Hand ins Eis geschlagene Stufen hinauf.
Die ersten 2 Stunden marschierten wir hinter den Halb- und Ganztagsgruppen, welche nur zum wandern da waren, den Gletscher hinauf - dementsprechend langsam ging es weiter…
Dort, wo wir uns entlang von Gletscherspalten bewegen mussten, gab es Seile zum anhalten.
Irgendwann verliessen wir den normalen Pfad und auch die anderen Gruppen und suchten uns eine geeignete Eiswand zum Eisklettern.
Diese war auch rasch gefunden und nachdem wir eine kurze Einschulung im Umgang mit unseren Steigeisen und der Eis-Axt erhielten ging es auch los.
Georg:
Uemit (Video):
Manche taten sich leichter und andere schwerer, aber alle hatten Spass dabei. Leider blieb es nur beim Ueben an einigen wenigen Waenden. Der Rueckweg bergab dauerte naturgemaess kuerzer, als der Aufstieg und gegen 5 Uhr waren wir wieder zurueck im Ort.
Wir beschlossen, den restlichen Tag mit Autofahren zu verbringen. Unser naechstes Ziel war der Abel Tasman Nationalpark, benannt nach dem gleichnamigen hollaendischen Seefahrer. Nach 500 km kurvenreicher Bergstrasse erreichten wir schliesslich gegen Halb 11 jenen Ort, von wo aus wir am naechsten Tag den Nationalparkbesuch starten wollten. Die Nacht verbrachten wir in einem - fuer unsere bisherigen Verhaeltnisse - luxurioesen Motel mit en suite Badezimmer und sogar einem Fernseher.
Der Abel Tasman Nationalpark wurde nach dem hollaendischen Seefahrer, der im 17. Jahrhundert die Kuesten von Neuseeland und - um genau zu sein - jenen Kuestenabschnitt, der heute den Nationalpark darstellt, als erster Europaeer entdeckte, benannt. Damals glaubte man noch, dass Neuseeland und Australien Teile des grossen suedlichen Kontinents waeren, den man verzweifelt suchte. Obwohl Abel Tasman als erster Europaeer Neuseeland entdeckte, war es ihm nicht moeglich anzulegen, da dies die Ureinwohner zu verhindern wussten. Nach einigen Verlusten auf beiden Seiten legte er wieder ab. Der erste Europaeer, der Neuseeland auch betrat, war bekanntlich James Cook. Das Besondere an diesem Nationalpark ist, dass man diesen nur zu Fuss per Kajak oder per Wassertaxi erreichen kann. Zu Fuss muss man mehrere Tage einplanen und das Kajak war uns zu umstaendlich. Daher blieb uns nur das Wassertaxi als Alternative.
Dieses bringt einen an eine gewuenschte Bucht und holt einen wieder an einer anderen ab. Den Weg dazwischen legt man in Form einer Wanderung zurueck. Wir wurden in Tonga Bay abgesetzt und machten uns auf die 4 Stunden dauernde Wanderung ueber Bark Bay nach Torrent Bay, wo wir wieder abgeholt werden sollten.
Dabei kamen wir an unglaublich schoenen Buchten und Kuestenabschnitten vorbei.
Leider ist der Nationalpark touristisch geradezu ueberlaufen und dementsprechend vielen deutschsprachigen Touristen begegneten wir auf unserem Weg auch :-( . Nach der 4-stuendigen Wanderung und der Rueckfahrt mit dem Wassertaxi, ging es in Richtung Picton, wo wir am naechsten Tag einen Wracktauchgang zu einem russischen Passagierschiff geplant hatten. Das russische Luxusschiff Lermontov lief irgendwann in den 80ern in der Cook Strait auf ein Riff auf und ging vor der Kueste der Suedinsel unter. Ein Maschinist starb dabei. Die Passagiere wurden alle gerettet. Die Unfallursache war menschliches Versagen des neuseelaendischen Lotsen, der das Schiff zu diesem Zeitpunkt steuerte. Er verwendete eine Fahrtroute, die fuer ein Schiff dieser Groesse ueberhaupt nicht geeignet ist. Picton sollte unsere letzte Station auf der Suedinsel sein. Gleich nach dem Tauchgang wollten wir die Faehre nach Wellington nehmen. Am naechsten Tag in der Frueh fuhren wir zum Tauchshop. Leider mussten wir erfahren, dass am Cape Jackson starke Winde gingen und die Wahrscheinlichkeit, zum russischen Passagierschiff zu gelangen lediglich 50 zu 50 sei. Da dieses grosse Passagierschiff zu den besten Wracks gehoert, wollten wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und nahmen das Risiko auf uns.
Obwohl es anfangs waehrend der Bootsfahrt noch gut ausgesehen hatte, beschloss der Skipper, dass es zu gefaehrlich sei und wir mussten auf einen alternativen Tauchplatz ausweichen, anstelle eines russischen Passagierschiffs tauchten wir zum Wrack eines im 19. Jahrhundert untergegangen Segelschiffs. Leider war das Wrack dermassen ueberwachsen und auseinandergefallen, dass es kaum als Wrack zu erkennen war (Video).
Nach diesem eher enttaeuschenden Tauchgang ging es mit der gar nicht so billigen Faehre zur Nordinsel nach Wellington, wo wir den Samstag und Sonntag verbringen wollten . In unserem luxurioesen Youth Hostel stiessen wir mit einer Flasche Sekt auf die Halbzeit unserer Weltreise an.
Danach ging es ins beruehmte Nachtleben von Wellington. Wobei uns wieder mal bewusst wurde, dass es diesbezueglich daheim noch immer am Besten ist.
Reiseroute
Mehr Fotos (132) von Tag 8 - 11 - Te Anau bis Wellington
11 Responses to "Tag 8 - 11 - Te Anau bis Wellington"
-
Administrator
Auch wenn die Bilder Salz auf die Wunden eurer, von Wind, Schnee, Matsch und schlechtem Wetter, geschundenen Seelen sind,so hoffen wir doch, dass dieser Bericht euch gefaellt.
Wir sind jetzt in der letzten Phase unserer Neuseelandreise.
Besonders hervorzuheben sind die vielen, so meinen wir witzigen, Videos von unserem Actiontag in Queenstown und einigen wahrlich sehenswerten, vielleicht schon kitschigen Fotos vom Abel Tasman Nationalpark. Uebrigens hatten wir auch mit Schnee oder besser Eis zu kaempfen und zwar am Franz Josef Gletscher. Das war aber nicht ganz unfreiwillig ;-)
Einige Videos vom Body Raften (jene ohne Vorschaubild) koennten moeglicherweise bei manchen nicht funktionieren. Um diese Videos abzuspielen, braucht man den MPEG4 Codec. Falls es sich jemand zutraut, kann er ja folgendes Installationsprogramm downloaden und starten:
http://download.divx.com/divx/DivXPlay.exe
Dann sollten die Videos auch im normalen Media Player funktionieren.
So long
Schoene Gruesse aus Neuseeland
Uemit & Georg -
Georg
Waaahhhh!
Das ist bereits das 3. Mal, dass ich einen Wracktauchgang wegen des Wetters nicht machen kann! Es ist mir einfach nicht vergoennt, zu einem grossen Wrack zu tauchen... :-(
Georg -
Administrator
ich glaub, ich muss die seite vom netz nehmen, denn eure berichte fallen immer mehr unter die kategorie "seelische grausamkeit"! einen tag, nur einen einzigen tag möcht ich mit euch glücklichen tauschen...
naja, liebe grüße....stefan -
marlis
glückwunsch zur halbzeit! - hoffentlich wird die zweite hälfte der reise auch so genial!
@stefan: ich würde den tag im abel tasman-nationalpark nehmen... hach...
liebe grüße aus wien! -
uemit
Ja ich habe mir den Bericht jetzt mal selbst durchgelesen und kann euch gut verstehen ;-)
Leider herrscht bein uns jetzt auch schlechtes Wetter, was unsere Planung ziemlich uebern Haufen geworfen hat.
Wir mussten zum Beispiel die Besteigung des Mount Egmont und die Wanderung auf den Vulkan im Tongaringo (Die Endszenen von Herr der Ringe Teil 3 wurden dort gedreht) Park absagen :-(
Andererseits gab es auch einige Lichtblicke. Dazu aber mehr am kommenden Monntag (nein nein wir wollen euch nicht auf die Folter spannen ;-)).
l.g
Uemit -
Tuffi
Seht das mal so: Die Endszenen von Herr der Ringe waren auch nicht mit Sonnenschein und Heiterkeit gesegnet, aber dafür gab es ein grosses Happy-end! Bin mal auf die Lichtblicke gespannt ;)
btw. herrscht eigentlich schon Weihnachtsstimmung bei euch? In Wien ist die Geschenkeindustrie wieder voll auf Kundenfang eingeschossen- geniesst die Entfernung ^^
lg, Tuffi -
uemit
@Tuffi:
Ja, bei uns sieht man auch einiges an Weihnachtsdekoration und Baeumen und anderen Dingen, aber so richtig weihnachtliche Stimmung ohne Schnee und Kaelte kommt nicht so recht auf ;-)
Andererseits waere jetzt Schnee fuer uns gar nicht so gut.
l.g
Uemit -
ben
soo, jetz schreib ich auch mal was :)
scheints ja eine echt gute zeit zu haben.. bei den fotos werd ich auch echt neidisch!
dir steht neopren ja exzellent, ümit :D
lg ben -
uemit
@ben: Danke und schoene Gruesse an Jakob, Patrick und alle anderen.
-
aida
Hi Umit
What a wonderful trip.
Good luck ;) -
Grilli
Bitte ich hab voll in der Haast Street in Auckland gewohnt!