Die Zugfahrt von Sapporo nach Tsuruoka dauerte ca. 10 Stunden und um 11 Uhr Mittags kamen wir letztlich an.
Dort erlebten wir wieder die Sprachbarierren, die es in Japan noch gibt, vor allem in kleineren Orten. Die Tourist Information, die wir fuer die Quartiersuche aufsuchten, war nicht wirklich des Englischen maechtig. Darueber hinaus mussten wir auch die erste schlechte Nachricht hinnehmen, denn die traditionellen Klosterherbergen direkt beim Tempel waren restlos ausgebucht. Es war naemlich Tag der Gesundheit und des Sports, ein japanischer Feiertag und daher mussten wir fuer den selben Preis ein Ryokan direkt in der Stadt Tsurokoa nehmen. Nach einem kurzen Mittagessen, ging es dann mit dem Bus zum heiligsten Berg in ganz Japan “Dewa-sanzan” auf dem sich 3 wichtige buddhistische Tempel befinden, wo noch immer traditionelle Moenche zu sehen sind. Hierbei handelt es sich weder um die buddhistische noch um shintoistische Moenche, sondern um auesserst asketische yambushi, die der Shugendo Religion angehoeren. Das besondere an dem Schrein ist der Weg dorthin. Dieser fuehrt durch einen dichten Wald mit Baeumen, die bis zu 1400 Jahre alt sind und entlang von 3 langen und steilen Treppenabschnitten, die von einem Moench im 17ten Jahrhundert gebaut wurden.
Diese 3 Treppenabschnitte sind insgesamt 1,7 km lang und fordern einiges vom Koerper ab. Ganz oben befindet sich der erste der 3 Schreine “Haguro-san”.
Mit der Rueckfahrt nach Tsuruoka endet auch dieser Tag.
Der naechste Morgen begann mit der Suche nach einer Fruehstuecksmoeglichkeit. Ungluecklicherweise begannen die Oeffnungszeiten in Tsuruoka bei fast allen Geschaeften erst um 9 Uhr. Letztlich fanden wir dann doch eine Moeglichkeit in einem Donut Laden und verliessen danach die Stadt Richtung Dewa-sanzan mit dem lokalen Bus, um die beiden verbleibenden Schreine (siehe Vortag) zu sehen. Auf halben Weg legten wir einen Stop ein, um den lebenden Buddha bzw. die Mumie zu bestaunen. In ganz Japan existieren ca. 16 sogenannte sokushinbutsu: naehere Infos
Zusammenfassend gesagt hungerten sich besonders asketische und glauebige Moenche zu Tode, indem sie sich nur von Huelsenfruechten und bestimmten Pflanzen ernaehrten, die als Nebenwirkung die Einbalsamierung des Moenchs zur Folge hatten. Leider durften wir keine Fotos machen, aber beeindruckend war der Anblick allemal. Auf dem Rueckweg zur Busstation machte Georg auch einige Makroaufnahmen von merkwuerdigen Insekten.
Danach setzten wir die Fahrt fort zum zweiten Schrein von Dewa sanzan, Yudono-san. Der Aufstieg zum Schrein lag in den Bergen und glich einem Wallfahrtsort fuer Buddhisten. Nach einer kleinen Staerkung (Soba oder Ramen), wanderten wir einen von Fahnen gesaeumten Pfad zum Eingang des Schreins hinauf.
Natuerlich wurden wir unserem Ruf als Touristen bzw. wie es auf japanisch heisst “gajin” gerecht, indem wir die Reihenfolge der spirituellen und koerperlichen Reinigung durcheinanderbrachten, was der fuer die spirtuelle Reinigung verantwortliche Moench mit Kopfschuetteln zur Kenntnis nahm. Als wir den faux pas erkannten, traten wir etwas verlegen vor den Moench, der uns dann spirituelle reinigte, indem er mit einem Strauch ueber unsere Kopefe wedelte und wir uns dann mit einem Papiermaennchen symbolisch den Schmutz von unseren Kleidern rieben und in einen kleinen Bach legten.
Der Schrein selbst bestand aus einem orangen merkwuerdig dampfenden Stein, ueber den heisses Wasser floss. Wir bestiegen ihn, empfanden zwar eine gewisse Erleichterung aber dafuer keine Erleuchtung ;-). Den Weg zurueck nach Tsuruoka legten wir mit dem altbekannten und teuren Local Bus zurueck (wir sind uebrigens schon Experten im Entziffern von japanischen Buszeiten). Auf der Zugfahrt nach Nagano legten wir in Nigato eine kurze Pause ein, wo wir in einem urigen japanischen Grill speisten. Wir wussten zwar nicht immer was wir vorgesetzt bekamen und wir verstanden fast nichts, was die Kellner uns mitteilen wollten (sie redeten unaufhoerlich und lachten dabei), doch das Essen war sehr gut.
Danach nahmen wir den Shinkansen von Nigata Richtung Tokyo der uebrigens auf der teursten Strecke in ganz Japan verkehrt. Eine witzige Anektode dazu: Ein korrupter japanischer Premierminister, der auch zufaellig “Landeshauptman” vom Protektorat “Nigata” war, dachte sich, dass eine teure Zugverbindung zwischen Tokyo und Nigata einige Waehlerstimmen bringen koennte. 166 Millionen Schilling pro km kostete die Zugverbindung. Dies und andere krumme Dinge kosteten ihn letztlich seinen Job als Premierminister (manche Dinge sind ueberall gleich ;-)).
Aufgrund unserer spaeten Ankunftszeit, muessen wir die Nacht in Nagano ohne Uebernachtungsmoeglichkeit verbringen. Somit verbringen wir die Nacht zwischen einem 24 Stunden Internet Cafe und dem freien Himmel.
Reiseroute (Tsuruoka - Nagano)
Mehr Fotos (71) von Tag 9 - 10 - Der Heilige Berg
14 Responses to "Tag 9 - 10 - Der Heilige Berg"
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Administrator
Wir haben jetzt 2 Berichte (Tag 6-8 und Tag 9-10) online gestellt. In der Gallery befinden sich noch eine Reihe weiterer sehenswerter Fotos, die nicht in den Berichten vorkommen. Rechts bei den Pages haben wir auch unsere aktuelle Position in Japan hinzugefuegt. Ist ueber "Aktuelle Position" zu erreichen.
Viel Spass
Danke
Uemit & Georg -
flow1000
Endlich wieder mal was Neues! -
Pironi
huhu!
ümit scheint ja ganz relaxed zu sein! ;) Eure Berichte und Bilder sind sehr gut!
wie isn das Essen? so?
LG -
Es war mir lagweilig,als ihr ein paar tage keinen Bericht verschickt habt. ich bin fast suechtig danach.
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Lieber Georg, Alles Gute zum Geburstag. Deine Fotos sind wunderschön.
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Hallo Georg!
Nachträglich alles Gute zum Burtseltag :-)
LG B&M -
Danke fuer das positive Feedback.
Das Essen ist eigentlich sehr gut. Die meiste Zeit essen wir japansiche Speisen, da sie relativ guenstig sind. Meistens besorgen wir uns am Bahnhof japanische Bento Boxen (gibt es kalt oder warm). Heute hatten wir Glueck, weil wir einen Running Sushi fanden, wo man fuer einen Teller mit 2 Sashimi nur 105 Yen (umgerechnet 10 Schilling) zahlt und anders als beim Running Sushi in Oesterreich laeuft ueber das Foerderband wirklich auch nur Sashimi und nicht irgenwdelche Beilagen. (Bild kommt im Bericht)
Derzeit sind wir in Kyoto und man sieht richtig viele Touristen (im Vergleich zu der letzten Woche). Morgen fahren wir weiter Richtung Koyasan (naehe Nara) und uebermorgen Richtung Nara. Ich hoffe euch allen geht es gut.
l.g.
Uemit -
hallo Ümot, Georg
ich bin endlich heute nach Wien zurück und kann die Berichte normal lesen und Bilder anschauen. Ich bin von eure Route begeistert. nara wird euch sehr gut gefallen. Morgen noch mehr....
Soly -
gut, dass niemand in den vulkan gepurzzelt ist, bei diesen indiana jones touren.
es wäre dann rasch, die reise zum mittelpunkt der erde geworden, wie in dem film aus den 60ern; da war jedoch auch eine ente mit...
vorsicht bei diesen seltsamen käfern, sind womöglich reinkarnationen!!! schöne tage. nati -
Niki
Hi Ümit!
Nicht schlecht, nicht schlecht...Du machst da eine Weltreise und unsereines geht auf ein "gulasch und a seidl" bei einem fheidler treff in the good old mensa...nicht mense! Will keep watching u, mr. karate!
domo origato, mr roboto! -
Georg
ergaenzend zu uemits kommentar bezueglich essen: ich kann diese kalten bentoboxen nicht mehr sehen! schmecken gewoehnungsbeduerftig :-(
habe aber gluecklicherweise einen ersatz gefunden; bei diversen japanischen fastfood-laeden gibt es gebackenes huehnerschnitzerl mit reis! fast schon wieder wie zu hause!! :-)
aber ansonsten esse ich auch fast immer japanisch (sogar sushi).
georg -
olga
>>ich kann diese kalten bentoboxen nicht mehr sehen
i was expecting something like this much earlier =) -
Tuffi
Hey ihr Zwei!
Eure Berichte sind allesamt super! Lasst es euch weiterhin gut gehen und erobert die Welt und was dazugehört ;)
Tuffi -
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Weltreise von Ümit und Georg » Tag 9 - 10 - Der Heilige Berg...
